Dr. Werner Speckmann - Gedenkturnier
(185. Thematurnier der "Schwalbe")

 

 

Ausschreibung:

Dr. Werner-Speckmann-Gedenkturnier

185. Thematurnier der Schwalbe - Ausschreibung

 

Die SCHWALBE schreibt das Dr. Werner-Speckmann-Gedenkturnier aus für orthodoxe Mehrzüger (ohne Märchensteine und -bedingungen).
Wir möchten mit diesem Turnier auf das Werk des Verstorbenen Bezug nehmen.
Da in letzter Zeit das Gebiet der Miniatur ausgiebig bearbeitet wurde, andererseits W. Speckmann auch an der Schwelle zur Miniatur komponiert hat, haben wir uns dafür entschieden, innerhalb dieses Turnieres zwei Abteilungen zu bilden:
Abteilung 1: Aufgaben mit 8 bis 12 Steinen (also keine Miniaturen), Preisrichter: Sven Trommler.
Abteilung 2: Aufgaben mit 13 und mehr Steinen, Preisrichter: Marcel Tribowski.
In beiden Abteilungen ist das Thema frei.

Der Preisfonds, den Frau Speckmann, Dr. Hermann Weissauer, ein enger Freund des Verstorbenen, und Wolfgang A. Bruder, ein großer Liebhaber von Miniaturen, durch großzügige Spenden angereichert haben, beträgt insgesamt 1500 DM, die in Absprache mit den Preisrichtern auf die Abteilungen entsprechend der Qualität der Aufgaben verteilt werden.

Einsendungen, maximal 3 pro Autor und Abteilung, sind zu richten an den Turnierdirektor Dr. Helmut Morgenthaler, Borsigstr. 11, D - 67063 Ludwigshafen. Einsendeschluß ist der 31. Mai 2002.

 

 

Preisbericht:
(Quelle: "Die Schwalbe" Heft Oktober 2003, S. 229)
Der ausführliche Preisbericht in der "Schwalbe" kann hier nachgelesen werden
(pdf, 502 kB)

 

Auszug:
 
Preisbericht zum Dr. Werner-Speckmann-Gedenkturnier
 
Abteilung 1: Preisrichter: Sven Trommler, Rehefeld
(als Auszug im Internet)
 

In Abteilung 1 wurden orthodoxe Mehrzüger mit 8 bis 12 Steinen gefordert.

Vom Turnierleiter Dr. Helmuth Morgenthaler erhielt ich 63 hervorragend aufgearbeitete, neutralisierte Aufgaben in 4 bis 16 Zügen. Das Spektrum der Aufgaben umfasste, wie bei einem solchen Turnier üblich, sowohl einfach dargebrachte Ideen als auch Probleme mit hohem Niveau. Vor allem für die erstplazierten Probleme sollte man sich Zeit nehmen, um den gesamten Inhalt und die Intuitionen der Autoren zu erfassen. Eine unangenehme Überraschung erlebte ich, als ich die für Auszeichnungen in Frage kommenden Stücke computerprüfte. Etwa die Hälfte der Aufgaben erwies sich als nebenlösig (2, 84) oder mit Dualen behaftet, die ich bei den folgenden Problemen nicht tolerierte: 3, 10, 37, 44, 90, 92, 99, 119.Vollständigkeitshalber sollte erwähnt werden, dass Nr. 94 in Schach 7/2002 von Michael Grushko publiziert wurde und deshalb im Preisbericht keine Berücksichtigung fand. Doch nun zur Reihung:
 

1. Preis: Nr. 41, Frank Uhlig, D-Dessau

1. Preis: Nr. 41 Frank Uhlig
Speckmann-MT, Abt.1

#16 (4+5)

Die längste Aufgabe des Turniers. Aber nicht deshalb erhält sie den 1. Preis, sondern wegen des feinsinnigen Duells zwischen dem weißen Springer und dem schwarzen Läufer! Zunächst hat der schwarze Läufer noch Unterstützung durch den Bauern a5, und mit diesem ist Schwarz nicht zu bezwingen. Deshalb wird unter ständiger Beschäftigung des schwarzen Läufers dieser Bauer beseitigt. Danach geht es für den weißen Springer zurück bis zum Feld e5, und Schwarz wird in eine fatale Zugzwangposition gebracht. Das genaue Spiel sowohl des weißen Springers als auch des schwarzen Läufers ist beeindruckend! Für diese Aufgabe muss man sich Zeit nehmen, denn sonst wird man die Schönheit nicht erkennen.

 

 

Abteilung 2: Preisrichter: Marcel Tribowski, Berlin
(als Auszug im Internet)
 

In Abteilung 2 wurden orthodoxe Mehrzüger mit mindestens 13 Steinen gefordert.

Dem gewichtigen Anlass angemessen war die quantitative Beteiligung in dieser Abteilung hoch und erfreulicherweise ergab sich daraus eine größere Gruppe überdurchschnittlicher bis sehr guter Beiträge.
Leider wurden mehrere aussichtsreiche Kandidaten "gekocht", so dass die Anzahl der Auszeichnungen ein gewohntes Maß nicht übersteigt (12). Traditionell nicht einfach war die Vorgängerprüfung, denn nach wie vor sind Mehrzügerpreisrichter mangels allgemein zugänglicher Datenbanken auf ihr mitunter nachlassendes Gedächtnis angewiesen. Allen Autoren, die mit ihrer Teilnahme zum Gelingen dieses Turniers beigetragen haben, gilt mein besonderer Dank.

 

1. Preis: Nr. 38 von Andrej Chatschaturow, RUS-Moskau

1. Preis: Nr. 38
Andrej Chatschaturow

Speckmann-MT, Abt.2

#15 (7+14)

1.Ka5? (Verführung) Lb7 2.Kb5 f4 3.Ka5 f:e3 4.Kb5 (4.a8D? e2 5.Da1 Lb6+!) e2 5.Da1 e3 6.Sa3 Lc8! 7.a8D Ld7+ 8.Kb6 [9.?]; 1.Kb5! Lb7 2.Ka5 La8 3.Ka6 (1. Tempo) f4 4.Ka5! (I) Lb7 5.Kb5 La8 (II) 6.Ka6 (2. Tempo) f:e3 7.Kb5! Lb7 8.a8D,T (III) L:a8 9.Ka6 (3. Tempo) e2 10.Da1 e3 11.Sa3 e4 12.Sb1 Lc6 13.d:c6 d5 14.c:d5 S~ 15.Sd2. I: 4.Kb5? Lb7 5.Ka5 f:e3 6.Kb5 e2 7.Da1 e3 8.Sa3 Lc8! II: 5.- f:e3 6.a8D,T #12; 5.- Lc8!? 6.a8(D) Ld7+ 7.Kb4 [8.Daa1] La4 8.(D):a4 #I L III: 8.Ka5? e2 9.Da1 Lb6+!

A Herbert Grasemann
Deutsche Schachblätter
1981 (v)
G. Golin gewidmet

#11 (8+10)

Die beiden einfachen Rundläufe des weißen Königs zu Beginn der Lösung wirken auf den ersten Blick nicht sonderlich aufregend. Erst bei näherer Betrachtung wird klar, dass bei einem Dreiecksmanöver einzig zum Zweck des Tempoverlusts dessen "Drehrichtung" zunächst gleichgültig erscheint. Daraus erwächst die Gelegenheit, eine der beiden Möglichkeiten dualvermeidend auszuschalten (s. A: 1.Kf2! Th2 2.Ke3 Th1 3.Kd2 Th2 4.Kc1! (4.Kc2? Th1 5.Kc1 Sf3!) Th1 5.Kc2 Th2 6.Kd2 Th1 7.Ke3 Th2 8.Kf2 Th1 9.Kg3 Th2/h2 10.K:h2/K:g2 S~ (Tc~, T~7) 11.Sf3(Sf7, Sc6)).
Hier sieht man wahrscheinlich erstmals eine Doppelsetzung, deren aufeinander folgende Rundläufe am gleichen Ort, aber in entgegen gesetzter Richtung stattfinden! Die trickreiche Begründung des Mechanismus beruht darauf, dass die "falsche" Konstellation wKa5/sLb7sBe3 das schwarze Befreiungsmanöver e3-e2 nebst Lb6+ drohen und die sofortige Umwandlung a8 widerlegen würde.

Diese weiße Trumpfkarte, "ein Stein für ein Tempo", bildet hier gewissermaßen die Zugabe und muss in der Lösung für die Linienöffnung f2-b6 aufbewahrt werden (der damit verbundene Umwandlungsdual stellt das Gesamtkonzept nicht in Frage). Die Notation beschreibt eine beispielhafte Lösung: in anderer Reihenfolge erzwingen die schwarzen Züge 9 bis 13 mitsamt den weißen Antworten dualfreie Zugumstellungen. Die tiefgründige Anlage verleiht dieser Aufgabe den Rang eines Spitzenproblems.

 

2. Preis: Nr. 58 von Wiktor Sysonenko, UA-Kryvyi Rih

2. Preis: Nr. 58
Wiktor Sysonenko

Speckmann-MT, Abt.2

#9 (7+6)

1.Kd4! c3 2.Lc1 c2 3.Ke3 Ta(b,d,f)5/Tg8/Tg6 4.Ke4+ (4.Kf4? T~1/:f8/:f6+!) Tg5 5.Kf4! Td5! 6.K:g3+ (6.Tg4? Td1! 7.Tg8 Tf1+!) Tg5+ 7.Tg4! L:g4 8.Kh4 ~- 9.L:g5; 3.- Tg4! 4.Kf3+ (4.Kf4/ Ke4+??) Tf4+! 5.K:g3 (5.K:f4? =) Kg5 6.T:f4! Lg4 7.Tf1+ Kh5 8.Th1+ Lh3 9.T:h3.
Nach indischer Ouvertüre steigert sich Schwarz von beliebigen Wegzügen, vertreten durch 3.- Te5/ Tg7? 4.Kf4! #8 (=Drohung), zu zwei Stufen fortgesetzter Turmzüge, die sich zu einem bei Aufgaben dieser Länge seltenen Duell verschiedenfarbiger Batterien verdichten (die Kreuzschachs in beiden Varianten erzielen ihre Wirkung auf den Betrachter natürlich auch ohne solche Untersuchungen). Ein ebenso spektakuläres wie originelles Problem, inhaltlich und "an der Schwelle zum Meredith" auch äußerlich sehr beeindruckend.

 

3. Preis: Nr. 64 von Alexander Warizki, BY-Brest

3. Preis: Nr. 64
Alexander Waritzki

Speckmann-MT, Abt.2

#10 (8+9)

1.Sg4! [2.Te3+ Kf5 3.Sd4,Sh4] Sac4 (1.- d4? 2.Sf6+ Kf5 3.e4+ d:e3 4.d4 5.Sh4) 2.Te3+ S:e3 3.Sf6+ Kf5 4.Sh5! (4.Se8? Sec4!; 4.d4!? Sg2 5.Se8 S(b)c4!) Sf1 5.Sg7+ Ke4 6.Se8 d4 7.Sf6+ Kf5 8.e4 d:e3 9.d4~ 10.Sh4.

B Marjan Kovacevic
The Problemist, 1983
2. Preis

#11 (7+9)

Hier rankt sich das Geschehen um den Rundlauf des weißen Se3, mit dessen Hilfe, nach einleitendem Turmopfer, der starke Verteidiger Sa5 abgehängt wird. Zwar wurde das weiße Springermanöver sogar schon in Doppelsetzung gezeigt (s. B: 1.Sf6+ Kc5 2.Sde4+ Kc4 3.Se8 d6! 4.S8:d6+ Kd5 5.Sf6+ Kc5 6.Sde4+ Kc4 7.Se8 Kd5 8.S8d6 L~ 9.Sf6+ Kc5 10.Sd7+ Kd5 11.e4) und auch später mehrmals verarbeitet. Die makellos elegante, wie selbstverständlich wirkende Präsentation jedoch rechtfertigt eine hohe Auszeichnung.

 

4. Preis: Nr. 61 von Sven Trommler & Volker Zipf, D-Rehefeld/Erfurt

4. Preis: Nr. 61
Sven Trommler

Volker Zipf
Speckmann-MT, Abt.2
#5 (11+14)

1.Sc6+? Kc5 2.Sd8+ Kd4! 3.e7 Te4!(Sc5?); 1.Sf5+? Ke4 2.Sg7+ Kd4! (2.- Kf4 3.Ld2+ Le3 4.L,f:e3+ Kg4 5.Lf5) 3.e7 Sc5!(Te4?); 1.Ld2! [2.Le3] Sg4 2.Sc6+ Kc5 3.Sd8+ Kd4 4.e7 ~/Sc5 5.Se6/Sc6, 1.- S:b2 2.Sf5+ Ke4 3.Sg7+ Kd4 4.e7 ~/Te4 5.Se6/Sf5.
Siers-Batterien mit Rückkehr in den Mattzügen, bei denen reziproke Beugungen als Thema B2-Blocks genutzt werden: dieses sehr ambitionierte Programm nimmt mutig Kurs auf das wenig bearbeitete Gebiet der weißen Linienkombinationen im Mehrzüger. Anscheinend gelingt es in diesem Schema nicht, die schwarzen Blockschädigungen ohne weiße Zugwiederholung (4.e7) auszulösen (oder?). Technisch anspruchsvoll ist die Umsetzung aber schon jetzt; die Konstruktion lässt sich zwar noch geringfügig vereinfachen, was indessen nichts an der Preiswürdigkeit der Aufgabe ändert.

 

Hinweis:     Der ausführliche Preisbericht in der "Schwalbe" kann hier nachgelesen werden (pdf, 501 kB)

 

www.problemschachbuch.de